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  • sigizitzart

Corona in Japan

Aktualisiert: 26. Juni

....und wie sich Geselligkeit nach langer Abstinenz anfühlt.


Ich schreibe auch Gedichte und hier ist vorab eins davon.

Begegnungen nach so langer Zeit

Dein Lächeln nehme ich mit für graue Tage,

deine Berührung für eine einsame Nacht.

Ich bin eine der Antworten auf deine Frage,

hab schon bevor wir uns kannten,

an dich und mich gedacht.

Ich höre deiner Erzählung zu

ich liebe deine Geschichte.

Wenn ich in Zukunft auf der Veranda ausruh,

schreibe ich deine und meine Gedichte.


Du bist meine Inspiration

und ich dein Geistesblitz.

Zusammen sind wir eine perfekte Kombination,

danke für dein Lachen, deinen Witz.

Ich mag wie du mich veränderst,

und meine Wahrnehmung transformierst.

Ich schätze es, wie du mich spiegelst

mit deinen Gedanken meine Worte formulierst.

Die Muse küsst uns in der Begegnung

in der du ein Teil von mir geworden bist

du und ich sind nur ein kurzer Moment,

so kostbar, dass er für die Ewigkeit ist.

Ob nah oder fern

Obwohl ich aus verdrängungstechnischen Gründen nicht über das Thema schreiben wollte, ist mir bewusst geworden, dass uns natürlich die Pandemie alle betrifft. In Japan ist die Situation anders als in Deutschland. Und dennoch - als hätte ichs nicht vorher gewusst: vor unangenehmen Dingen kann niemand weglaufen. Und Corona berührt und betrifft mich in Japan natürlich auch massiv.

Wie ich Corona in Japan erlebe, schreibe ich, um einen anderen Blickwinkel des derzeitigen Weltgeschehens zu teilen. Nicht um zu jammern oder dich in irgendeiner Weise zu triggern.


Japans Umgang mit der Pandemie

Hier in Japan wird es empfohlen, Abstand zu halten und sich nicht in Gruppen zu treffen. Und so wie ich es mitbekomme, wird sich überwiegend auch daran gehalten. Es ist aber nicht verboten, sich zu treffen.

Das liegt daran, dass die Verfassung irgendwann mal festgelegt hat, dass die Menschen in Japan nicht gesetzlich in ihrer Freiheit eingeschränkt werden dürfen. Und was in Japan einmal festgelegt ist, ändert sich so schnell nicht mehr;)

Daher sind die Regeln hier offiziell auf den ersten Blick lockerer, was Treffen angeht. Allerdings sind die Leute hier automatisch distanzierter im Bezug auf Körperkontakt. Alle tragen wie selbstverständlich Masken, auch an der freien Luft. Auch dann, wenn keiner in

unmittelbarer Nähe ist. Obwohl das wie gesagt gesetzlich nicht vorgegeben ist, sondern nur darum gebeten wird.

Ich frage mich, ob die Leute hier nicht automatisch etwas regelkonformer sind (auch bei unsichtbaren Regeln ) ohne dass diese krassen Lockdowns und Verbote nötig sind. Das ist nicht wertend gemeint, sondern einfach eine Vermutung.


Lockdown- Light


Bis Ende März war hier Lockdown- Light. In dieser Zeit waren Geschäfte „nur“ bis 20 Uhr geöffnet und es fanden keine Treffen, keine öffentlichen oder privaten Veranstaltungen statt. Mein Mann und ich wohnen derzeit noch in einer International Lodge, in der Menschen aus aller Welt wohnen.

Auch hier ist es seit unserer Ankunft in Japan sehr ruhig. Das heißt es gab keine Treffen, die uns ein Anknüpfen an neue Kontakte erleichtert hätten. Auch der Zoom- Japanischkurs schränkt ein echtes Kennenlernen deutlich ein. Das kommt jetzt erst nach und nach.

Und so haben wir, nachdem der Lockdown- Light vorbei war, ein Treffen gemacht um Freunde vor ihrem Umzug aus der International Lodge zu verabschieden.

Bei diesem Treffen ist mir bewusst geworden, wie schön es ist, Menschen zu sehen. Und wie sehr ich danach gegiert habe. Nach Geselligkeit.

Kurz darauf ist auch das Gedicht (s.o.) entstanden. Als mir bewusst wurde, wie furchtbar wichtig menschliche Begegnungen sind. Aber wem sag ich das?

Auch Introvertierte und Freigeister brauchen andere Menschen

Ich persönlich bin, was meine Stärken betrifft, ein eher introviertierter Mensch. Ich kann ausgesprochen gut mit mir alleine sein. Doch auch der hartgesottenste Intro braucht Menschen.

Übrigens bin ich auch durchaus etwas socially akward geworden. Ich habe bei besagtem Treffen wenig gesprochen und war einfach nur erstaunt darüber, andere Menschen lachen zu sehen:D völlig, völlig verrückt. Generell hatte ich das Gefühl, dass alle (wir waren ca 10 Personen) in der Runde froh und dankbar waren, Kontakt zu anderen zu haben. Ich glaube wir sind uns auch wertschätzender begegnet als es vielleicht unter gewöhnlichen Umständen der Fall gewesen wäre. Jedenfalls hab ich es so wahrgenommen.


Social distance ist in einem fremden Land auch nochmal eine andere Erfahrung, weil man sich permanent nicht ganz so sozial aufgefangen fühlt, wie im Heimatland. Denn wenn man Glück hat, weiß man dort ja, dass immer Leute da sind. Auch wenn man sie eine Zeit lang nicht sieht. Dieses Netz, was einen im Notfall auffängt, existiert aber (noch) nicht, wenn man in ein anderes Land zieht. Daher habe ich gefühlt auch doppelte Sehnsucht nach Menschen. Jedenfalls hat das Treffen gut getan und ich freue mich darauf, wenn es wieder Standard ist, sich in Gruppen zu treffen. Das ist auch hier in Japan noch nicht ganz der Fall.


Ich hoffe, ich kann dir hiermit ein bisschen Hoffnung und Vorfreude zu vermitteln.

Denn irgendwann wird das wieder möglich sein.

Eine Gruppe anderer Menschen zu treffen.

Fremde kennenlernen.

Soziale Skills wieder anwenden.

Spontan sein.

Bis dahin bleib gesund!

Sigi

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