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  • sigizitzart

Eine Begegnung mit der Endlichkeit -in Worten und Bildern

Ihr Lieben

es geht heute um das Thema Endlichkeit.Warum ich darüber schreibe? Weil es ein Thema ist, dass uns alle zutiefst berührt, verletzlich macht, uns lehrt und vor allem miteinander verbindet. Trotzdem vorab: falls du momentan nicht damit konfrontiert werden möchtest, dann lies bitte nicht weiter.

Ich habe das Thema hier schon einmal angeschnitten. Mit etwas Abstand zu meiner persönlichen Verlust- Erfahrung möchte ich nun 5 grundsätzliche Dinge teilen, die ich auf dem Weg danach gelernt habe (und immer noch lerne).

Falls du gerade selbst in einer Trauerphase bist, kannst du womöglich dazu Bezug nehmen und das Gefühl bekommen, mit dem Thema Trauer nicht alleine zu sein.

1. Empathie für die Trauer anderer

Wenn mir jemand von dem Verlust eines geliebten Menschen erzählt, fühle ich mich nicht mehr unbeholfen oder habe Sorge, falsch zu reagieren. Es ist in einer gewissen Weise normal und lebensnah geworden. Menschen werden geboren. Und Menschen sterben. Ich fühle wirklich mit und bin mit einer anderen Person traurig, auch wenn ich die Verstorbene/ den Verstorbenen gar nicht gekannt habe.

Der Tod ist plötzlich nicht nur ein diffuses, verdrängtes Phänomen.

2. Das große Ganze betrachten





Es gibt diese Momente, in denen man sich auf eine entspannte Weise nicht mehr wichtig nimmt. Das Bemerken davon, dass manche Dinge, über die man sich den Kopf zerbricht ( „hat xy mich missverstanden?“ „warum habe ich nicht xy studiert?“ „was wäre wenn….“„bin ich schön genug?“) vollkommen unwichtig sind.

Dieses Phänomen wird deutlich, wenn man damit konfrontiert wird, dass irgendwann alles, womit du dich in diesem Leben beschäftigst, all deine Gedanken und Sorgen irgendwann gehen werden. Diese gesunde Gleichgültigkeit, wie ich es mal nenne, erlebe ich manchmal auch auf langen Zugfahrten, bei einem Ortswechsel auf Zeit/ und ganz neuen Erlebnissen. Zum Beispiel beim Besuchen einer bisher unbekannten Stadt. Eben immer dann, wenn dein Alltag relativiert wird.

3. Dankbarkeit für das Leben


Ein Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als der Sterbensprozess meines Vaters begann war: Das Leben schuldet mir nichts.

Wir alle hängen und doch manchmal an banalen Problemchen (banal, wenn man das große Ganze betrachtet;)) auf. Ich kenne von mir selbst eine gewisse Erwartungshaltung. An andere, an mich, an das Leben generell. Wenn mal was nicht nach Plan läuft, reißt mein Geduldsfaden oft schnell ab.

Aber das Leben schuldet uns nichts. Rein gar nichts. Das ist eine Überzeugung, die mich seither sehr sehr dankbar für die Dinge in meinem Alltag und das Leben an sich macht.

4. Das Vermissen


Ist so anders, als die Angst davor. Es gibt Situationen in denen ich diese Person vermisse, die ich mir vorher so nicht vorgestellt hätte. Trauern hat eine Inkubationszeit. Das Gehirn versteht wohl nicht direkt, dass der Mensch (oder auch das Tier) nicht mehr da ist. Es wird erst wirklich deutlich in 1000 großen und kleinen Momenten danach. Nach dem Fortgehen. Was ich auch bemerkenswert finde ist, dass die Beziehung zu der Person sich ändert und nicht plötzlich einfach weg ist. Es werden andere Perspektiven eingenommen. Es entstehen ganz neue offene Fragen. Eine Beziehung wird anders bewertet und eingeschätzt.

5. Schmerzgedächtnis


Ein kleiner Schmerz bleibt permanent. Das akute Trauern wird in seiner Wucht irgendwann etwas milder. Aber es bleibt eine Art Schmerz oder nennen wir es Bewusstheit, dass das Leben endlich ist. Dass alles irgendwann geht. Jeder schöne Moment. Das ist logisch, das wissen wir alle. Aber es zu erleben, ist eine völlig andere Geschichte.

Natürlich werden durch Bewusstheit diese Wahnsinns- Glücksmomente intensiver und mit einer größeren Dankbarkeit erlebt. Aber um das wirklich so wahrzunehmen habe ich persönlich sehr lange gebraucht und erlebe es auch „trotzdem“ nicht immer so. Es ist auch eine Art Melancholie geblieben, einfach so, weil ich es traurig finde, dass wir irgendwann sterben müssen. Weil es traurig ist jemanden zu vermissen, der nicht mehr zurück kommt.

Und die Kunst?

Dieses ganze Endlichkeitsthema hat natürlich auch Einfluss auf meine Arbeit. Ich habe seither sehr viel darüber geschrieben. Auch in meinem Bildern thematisiere ich etwas verstärkt verschiedene Aspekte der Zeit als Instanz, Achtsamkeit, Leben und Verlust. So ist zum Beispiel auch die Illustrationsreihe in diesem Beitrag entstanden. Übrigens: falls du für deine Website, deine Firma oder dein Buchprojekt Illustrationen bei mir in Auftrag geben möchtest kontaktiere mich gerne!

Wie sieht es bei dir aus? Gibt es Dinge, die dich im Zusammenhang mit diesem Thema beschäftigen? Die du gelernt hast und teilen möchtest?

Ein schönes Wochenende und bis bald

Sigi

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