In diesem Beitrag geht es um unterschiedliche Perspektiven und um ein paar Gedanken zum Thema Positionierung im Kampf gegen Rassismus.
Vor kurzem habe ich ein Video entdeckt, in dem es darum ging, wie es sich anfühlt, als Schwarzer*e in Japan zu leben. Darin berichten die Protagonisten, dass sie sich freier fühlen, weil der Rassismus in Japan sich so zeigt, dass die Menschen vor allem ignoriert werden. (Es gibt Rassismus in jedem Land dieser Erde- davon gehe ich leider irgendwie aus. Ich habe nie das Gegenteil erlebt, bin aber auf jeden Fall offen dafür. Korrigier mich hier also gerne!) Ein Mann hatte berichtet, dass er in einem ländlichen Gebiet sogar Menschen begegnet ist, die gar nicht wissen, dass es Personen gibt, die eine andere Hautfarbe als die eigene haben.
Aus meiner Weißen Perspektive fand ich diese Berichte unglaublich, weil ich dieses aktive „übersehen werden“ als „Ausländerin“ in Japan nicht als frei sein empfinde, sondern tendenziell als irritierend und unschön. Das liegt daran, dass ich keine persönliche Rassismuserfahrung habe und mein Leben noch nie bedroht wurde, aufgrund meines ethnischen Hintergrundes.
Darauf hin kam mir der Gedanke, dass Menschen in der gleichen Umgebung eine komplett, vollkommen andere Realität erleben. Dieser Gedanke ist vielleicht simpel und er begegnet mir nicht zum ersten Mal. Für mich ist er sehr entscheidend. Denn mir geht es darum, Menschen und Perspektiven zu erleben und Blicke zu erhaschen, die ich selbst alleine niemals erfahren könnte. Es geht mir selten um richtig oder falsch, sondern darum, zu zeigen, dass es unzählige menschliche Facetten gibt, denen wir uns normalerweise nicht bewusst sind. Sowohl äußerlich, als auch innerlich (platt gesagt).
Generell merke ich, dass ich zu einer menschenfreundlichen Gesellschaft beitragen möchte und noch auf der Suche bin, mich zu positionieren. Wie kann man als Weiße Person dazu beitragen, gegen Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen? Ich war und bin teilweise ein bisschen hin und her gerissen zwischen nur Zuhören und mich bilden und eben dem beizutragen, was ich geben kann. Denn es ist ein sensibles Thema mit viel Fettnäpfchen Potenzial. Als Weiße Person, werde ich nie niemals erfahren, wie es ist, den Rassismus zu erfahren, den eine Schwarze Person tagtäglich erlebt. Daher erlaube ich mir auch nicht den Versuch, dahingehend irgendwelche Hypothesen aufzustellen. Das machen glücklicherweise ja genug andere und vor allem diejenigen, die direkt betroffen sind.
Trotzdem möchte ich aus meiner individuellen Perspektive etwas beitragen und mache das mit meiner Kunst. Und in dem ich schildere, wie ich die Dinge wahrnehme. Das heißt, ich bin mit euch irgendwie auf der Suche. Höre zu, erlebe selbst und berichte.
Wie ist das bei dir? Wie positionierst du dich in dieser ganzen Thematik? Findest du, dass jeder und jede zu mehr Augenhöhe beitragen kann? Oder beschäftigt dich das Thema eventuell auch gar nicht?
Mein Fazit: Wir können nicht davon ausgehen, dass eine Person, die neben uns im Bus sitzt, die gleiche Realität erlebt wie wir selbst. Auch wenn es von außen so aussieht. Das gilt für so viele Aspekte eines Menschen, natürlich nicht nur die Hautfarbe oder den kulturellen Hintergrund. Das Thema würde aber jetzt vollkommen ausarten, wenn ich es noch weiter spinne.
Zu den Bildern im Text: die Illustrationen sind alle von mir. Ich nehme ab sofort auch Illustrationsaufträge an- also kontaktiere mich dahingehend gerne.
Bald mehr!
Sigi
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